- Schweizer Eidgenossenschaft
- Schweizer EidgenossenschaftAm 1. August 1291, kurz nach dem Tode König Rudolfs I. von Habsburg, schlossen im Westen des Habsburger Herrschafts- und Interessengebietes die drei Talgemeinden Uri, Schwyz und Nidwalden unter Erneuerung eines älteren Abkommens einen ewigen Landfriedensbund, dem sich wenig später auch Obwalden anschloss. Bei den Bündnispartnern (ab 1309 »Waldstätte« genannt) handelte es sich um Landgemeinden, die jeweils in einer gemeinsamen Wirtschafts- und Gerichtsorganisation zusammengeschlossen waren. Die Abgeschlossenheit der Täler und die Gemeinsamkeit der Lebensbedingungen verwischte die sonst üblichen Standesunterschiede, wobei die Führungsrolle gemeinsam von einzelnen adligen Sippen und reichen Bauernfamilien übernommen wurde. Während Nidwalden der habsburgischen Landesherrschaft unterstand, galten Uri und Schwyz seit 1231 beziehungsweise seit 1240 als reichsunmittelbar, das heißt keinem Fürst, sondern nur dem König unterstehend.Erst seit der Intensivierung der habsburgischen Landesherrschaft unter Albrecht I. und Leopold I. geriet der Bund, der zunächst als reiner Landfriedensbund zur Eindämmung der Fehden in den Tälern konzipiert war, in zunehmenden Gegensatz zu Habsburg, was im Jahre 1315 in der Schlacht am Morgarten zu einer ersten militärischen Konfrontation führte, die die Eidgenossen für sich entscheiden konnten. Das gestiegene Selbstbewusstsein des Bundes schlug sich in einer Erneuerung des Bundesbriefes - jetzt mit deutlicher Spitze gegen Habsburg -, aber auch in der Legendenbildung nieder; Wilhelm Tell, der rücksichtslose habsburgische Landvogt Geßler sowie die berühmte »Apfelschussszene« sind historisch nicht nachzuweisen.Die Städte Luzern (1332), Zürich (1351), Glarus und Zug (1352) sowie Bern (1353) schlossen sich dem Bund an, der damit die »Acht alten Orte« umfasste. Einigende Klammer war nach wie vor die Gegnerschaft zu Habsburg, wobei man Rückhalt beim römisch-deutschen Königtum fand, solange es noch nicht im Besitze der Habsburger war. Gegenüber erneuten habsburgischen Unterwerfungsversuchen konnten sich die Eidgenossen militärisch in den Schlachten von Sempach (1386) und Näfels (1388) behaupten; im 15. Jahrhundert gelang es ihnen sogar, in die Offensive zu gehen und 1415 den Aargau, 1460 den Thurgau zu erobern. Auch gegenüber den Expansionsbestrebungen des neuburgundischen Herzogtums unter Karl dem Kühnen blieben die Schweizer Eidgenossen - jetzt im Bunde mit Habsburg - am Ende siegreich. Ebenso scheiterte der Versuch König Maximilians I., die Schweizer im Schwabenkrieg zur Anerkennung der Beschlüsse des Wormser Reichstags von 1495 zu zwingen. Mit dem Frieden von Basel (1499) schieden die Eidgenossen de facto aus dem Verband des Heiligen Römischen Reiches aus, was de jure allerdings erst mit dem Westfälischen Friedensvertrag von 1648 bestätigt wurde.
Universal-Lexikon. 2012.